Steuerring-Inside

1 Verein – 1.000 Gesichter: die Power-Frau

Rund 1.100 Berater arbeiten derzeit für den Steuerring und jeder hat seine eigene Geschichte. Zum Beispiel Nadine Tulke, die seit 2010 für den Verein tätig ist und zwei Beratungsstellen, in Berlin und Ludwigsfelde, leitet. Doch nicht nur das: Die Beraterin ist dreifache Mutter und bildet zudem im Steuerfach aus. Kind, Küche und Karriere? Die Power-Frau erklärt im Interview wie das funktionieren kann.

Das Bild zeigt eine stressige Bürosituation. In der Mitte des Bildes sitzt eine Frau an einem Schreibtisch. Sie bürstet einem jungen Mädchen die Haare, telefoniert gleichzeitig und lächelt dabei. Hinter ihr steht ein Mann am Kopierer und spricht die Frau an. Auf der anderen Seite des Schreibtisches sitzt ein Mitglied und füllt Formulare aus.

Frau Tulke, Sie leiten beim Steuerring zwei Beratungsstellen, in einer davon bilden Sie Ihren Mann aus. Insgesamt betreuen Sie über 1.000 zufriedene Mitglieder. Außerdem sind Sie dreifache Mutter von Kindern im Alter zwischen neun und 16 Jahren. Da stellt sich offensichtlich die Frage: Wie schaffen Sie es, all das unter einen Hut zu bringen?

Darauf habe ich eine ganz klassische Antwort: Gute Planung ist alles! Unsere Woche ist schon recht durchgetaktet und die Kinder bekommen ein hohes Maß an Eigenverantwortung mit auf den Weg. So hat jeder im Haushalt seine eigenen, klar zugeteilten Aufgaben, obwohl ich von zu Hause aus arbeite.

Wie können wir uns denn einen Wochentag im Hause Tulke vorstellen?

Der Tag beginnt immer mit einem gemeinsamen Frühstück, für das wir uns mindestens eine halbe Stunde Zeit nehmen. Dabei reden wir über Dinge, die uns bewegen und die in der kommenden Zeit anstehen. Alle Kinder sind in Sportvereinen, also müssen wir oft überlegen: Wer bringt wen wann wohin? Handys sind absolut tabu am Tisch. Ich finde es wichtig, in der heutigen Zeit persönlich zu kommunizieren. Im Hintergrund läuft immer Musik.

Das hört sich an wie …

… eine heile Familie? Ja, ich weiß, ein klischeehaftes Bild, aber bei uns ist es wirklich so – und ich bin sehr froh darüber.

Umso schöner. Kommen wir zurück zu Ihrem Alltag. Wie geht es nach dem Frühstück weiter?

Wenn alle aus dem Haus sind, bearbeite ich erst die Post und sehr, sehr viele E-Mails. Zwischendurch kann ich auch mal schnell die Wäsche aus der Maschine nehmen. Es bietet für mich viele Vorteile von zu Hause aus zu arbeiten. Ab 10 Uhr habe ich dann Beratungstermine. Mittags hole ich unsere jüngste Tochter aus der Schule und verbringe mit ihr meine Pause, die in der Regel mit Eis oder Kakao beginnt. Dann werden Hausaufgaben gemacht und wir lesen zusammen ein Buch. Von 15 bis 18:30 Uhr berate ich dann wieder meine Steuerring-Mitglieder. Meistens schaffe ich es tatsächlich, mit den Kindern gemeinsam Abendbrot zu essen. Wenn mein Mann nach Hause kommt, führt der Weg oft noch ins Büro. Aufgrund seiner Ausbildung muss natürlich noch einiges kontrolliert werden. Das strengt schon manchmal sehr an, aber der Weg ist das Ziel. Und natürlich verbringen wir so auch viel Zeit miteinander. Zweisamkeit gepaart mit Wissensanhäufung sozusagen.

Das klingt in der Tat sehr durchgetaktet.

Ja, bei all den Terminen, die anstehen, läuft wie gesagt ohne Planung nichts. Dafür sieht das Wochenende anders aus: Jeder kann machen, was er möchte und wir sind spontan. Egal ob wir im Wald spazieren, uns mit Freunden treffen, Rad fahren, ins Kino gehen oder bouldern … vorher erfolgt keine Planung. Haben wir Lust, machen wir es, wenn nicht – auch gut. Das Wochenende ist damit ein guter Ausgleich zur Woche.

Haben Sie bei all der Arbeit und der Familienzeit auch ab und zu eine „Verschnaufpause“ für sich ganz allein?

Es zählt für mich erst einmal, Zeit mit der Familie und Freunden zu verbringen. Außerdem sind auch Auszeiten für mich und meinen Mann als Paar enorm wichtig. Habe ich trotzdem Zeit für mich alleine? Ja, weil wir uns genügend Raum geben und jeder zeitweise sein eigenes Ding machen kann. Ich lese und stricke viel oder spiele Klavier. Trotzdem denke ich ab und zu, ich hätte noch Lust auf dies und das, aber irgendwie endet jeder Tag so schnell.

Welchen Herausforderungen sehen Sie sich gegenübergestellt?

Die größte Herausforderung für mich ist es, nichts vom Schirm zu verlieren. Wenn das passiert und ich etwas vergesse, gerate ich schon mal leicht in Panik. Dann habe ich jedoch zum Glück meinen Mann an der Seite, der mich erdet, in den Arm nimmt und sagt: „Du kannst es gerade nicht ändern – entspann dich“. Das hilft ungemein, genau wie das Lachen meiner Kinder. Daraus schöpfe ich Kraft und außerdem kommt es immer auf den Blickwinkel an. Wenn der stimmt, dann bin ich auch zufrieden.

Ist der „richtige Blickwinkel“ Ihre persönliche Zauberformel und Ihr Tipp an andere Power-Frauen, denen vielleicht ab und an die Puste ausgeht?

Ja, definitiv. Na klar, es ist alles viel und jeder kennt das Gefühl, dass es manchmal einfach nicht weiter geht. Aber wenn ich mich hinsetze und jammere oder selbst bemitleide, dann bringt mich das auch nicht voran, im Gegenteil. Ändere ich meinen Blickwinkel und konzentriere mich auf das Positive in meinem Leben, dann bin ich dankbar für das, was ich habe – also vor allem eine gesunde Familie, ein Dach über dem Kopf und eine Arbeit, die mir unheimlichen Spaß macht. Und das motiviert mich durchzuhalten. Was auch immer hilft, wenn man meint, den Kopf zu verlieren: tief durchatmen und in Ruhe eine gute Tasse Kaffee oder Tee trinken. Ups, noch so eine „klassische Klischee-Antwort“, aber auch hier trifft sie wieder genau ins Schwarze.

Das ist vor allem eine inspirierende Antwort. Zum Stichwort „Arbeit, die Ihnen Spaß macht“: Wie sind Sie vor acht Jahren zum Steuerring gekommen?

Das Jahr 2010 hat für mich vieles verändert. Ich war damals noch in einem anderen Beruf tätig und habe dabei den früheren Steuerring-Berater Klaus Mein kennengelernt. Irgendwann stellte er fest, dass ich mich für das Thema Steuern und den Steuerring interessiere. Es kam der Tag X, an dem er meinte: „Butter bei die Fische, ich suche einen Nachfolger für meine Beratungsstelle, haste‘ Lust?“. Ich hatte dann 24 Stunden Zeit, um mich zu entscheiden – und ich habe die Entscheidung bis heute nicht eine Sekunde bereut.

Was begeistert Sie an Ihrer Arbeit bei unserem Verein?

In erster Linie der Kontakt zu vielen unterschiedlichen Menschen und, dass in fast allen Fällen nach den Beratungsgesprächen die Fragezeichen aus den Augen der Mitglieder verschwunden sind. Es gibt nichts Schöneres, als auch dem Steuer-Laien verständlich zu machen, warum etwas wie läuft und warum wir etwas genau so machen.

Und aus diesem Grund kommen die Mitglieder wahrscheinlich so gerne zu Ihnen. Vielen Dank für das Gespräch, Frau Tulke.

 

Mehr Infos zur Beratungsstelle von Nadine Tulke und zum Steuerring finden Sie hier. Oder haben Sie eher Interesse daran, eine eigene Beratungsstelle zu leiten? Dann starten Sie jetzt Ihre Karriere beim Steuerring.