Steuerring-Inside

Hinter den Kulissen: Alexander Köstlinger über seine neue Rolle als Vorstand

Er kommt aus dem tiefsten Bayern, ist 44 Jahre alt und als Kind schon durch die Beratungsstelle seines Vaters geflitzt: Alexander Köstlinger, neuestes Mitglied im Vereinsvorstand. Nach drei Monaten im Amt haben wir ihm nun einige Fragen gestellt. Was wir erfahren haben? Lesen Sie selbst. Nur so viel vorab: Der dreifache Familienvater hat das Steuerring-Gen bereits erfolgreich weitervererbt.

Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Wahl in den Vereinsvorstand. Sie sind nun rund drei Monate im Amt – wie sieht denn mittlerweile Ihr Arbeitsalltag aus?

Generell arbeite ich zwei Tage die Woche von meinem Zuhause in Bayern aus. In dieser Zeit kümmere ich mich um offene Themen, nehme an Videokonferenzen teil und stehe im intensiven Austausch mit Bereichsleitern, externen Dienstleistern und den Beratungsstellen. An den übrigen Tagen bin ich in der Darmstädter Hauptverwaltung und hauptsächlich in Besprechungen mit meinen Vorstandskollegen und den verschiedenen Abteilungen.

Das klingt nach vielen Abstimmungen. Gibt es denn eine Aufgabenverteilung im Vorstand?

Der Vorstand agiert überwiegend gemeinsam und befindet sich im ständigen Austausch zu allen relevanten Themen. Eine scharfe Trennung der Aufgabenverteilung gibt es dabei nicht, aber natürlich versuchen wir unsere individuellen Stärken bestmöglich einzusetzen. Das gilt sowohl für den Außendienst als auch für die Steuerung des Innendienstes. Da ich die letzten vier Jahre als Bereichsleiter für Bayern aktiv war, liegt mein Fokus grob gesagt auf dem „Beratungsstellennetz“.

Außendienst verbindet man automatisch mit vielen Reisen. Leben Sie schon aus dem Koffer?

Teilweise ja, tatsächlich bin ich viel unterwegs. Zwar habe ich mittlerweile auch eine Wohnung in Darmstadt, meine Familie lebt jedoch weiterhin im Bayerischen Wald, zusätzlich bin ich zur Wahrnehmung beruflicher Termine, Besprechungen, Tagungen und Meetings regelmäßig im gesamten Bundesgebiet unterwegs.

Wo Sie gerade Ihre Familie ansprechen – der Steuerring spielt ja bei den Köstlingers eine große Rolle. Wie kam es dazu?

Ja, der Steuerring ist bei uns in der Familie fest verwurzelt. Ich bin in der Beratungsstelle meines Vaters, der übrigens immer noch als Berater aktiv ist, groß geworden. Bei uns kamen früher die Mitglieder zur Terminvereinbarung noch persönlich vorbei – im Eingang bei uns zu Hause lag dann der Kalender, da habe ich Termine für meinen Vater vereinbart.

Bei der Terminvereinbarung ist es aber nicht geblieben …

Mein Vater hat mir relativ früh kleinere Aufgaben im Büro übertragen. Also bin ich als Teenager schon in den Beruf hineingewachsen. Erst kopieren und ablegen – und dann wurde ich immer weiter eingearbeitet bis ich irgendwann meine erste Beratung hatte. Ich habe mich dann ab 2002 regelmäßig weitergebildet und nebenberuflich in der Beratungsstelle mitgearbeitet und meine eigenen Mitglieder betreut. So bin ich da reingewachsen.

Und seit geraumer Zeit sind Ihre Frau und mittlerweile auch Ihre Tochter im Verein, oder?

Ja, auch meine Frau und Tochter teilen die Leidenschaft zur Lohnsteuerhilfe. Meine Frau hat sich immer mehr eingebracht und wurde 2016 meine Mitarbeiterin in der Beratungsstelle. Als ich Vorstandsmitglied wurde, hat sie die Beratungsstelle ganz übernommen. Meine Tochter studiert BWL mit dem Ziel, die Steuerberaterprüfung abzulegen. Neben dem Studium ist auch sie in der Beratungsstelle tätig und führt dort die Beratungsgespräche durch. Langfristig wird sie das Büro übernehmen – so zumindest das Ziel.

Das hört sich nach einem guten Plan für die Beratungsstelle an. Und wie sind Ihre Ziele als Vorstandsmitglied für den Verein?

Unsere größte Aufgabe ist es, das Beratungsstellennetz auszubauen. Dafür müssen wir neue Berater gewinnen – zum einen, um weiter zu wachsen und zum anderen, um altersbedingt ausscheidende Kollegen zu ersetzen. Das ist eigentlich für uns das Wichtigste: Wir wollen so viele Berater finden, dass alle unsere Mitglieder optimal betreut werden können.

Das wird nicht einfach werden, in Zeiten des Fachkräftemangels …

Stimmt, aber wir finden nie den fertigen Berater auf der Straße. Das heißt, wir müssen ein Ausbildungskonzept haben, das auf alle Bedürfnisse zugeschnitten ist. Beispielsweise auf den Steuerfachangestellten aus einer Kanzlei, der nur im Einkommensteuerrecht geschult werden muss; aber auch auf den Quereinsteiger, der steuerfachlich komplett ausgebildet werden muss. Wir müssen sicherstellen, dass jeder neue Berater integriert werden und die passenden Weiterbildungen besuchen kann.

Stichwort Digitalisierung: Wie sieht es damit im Steuerring aus?

Das ist ein weiteres großes Thema. Wir sind auf dem Weg der Digitalisierung, die Beratungsstellen sind teilweise schon digital unterwegs und auch der Verein selbst wird ständig digitaler. Die Digitalisierung beschäftigt uns die nächsten Jahre noch massiv; in diesem Bereich wird sich noch einiges tun.

Und was sehen Sie als die größten Herausforderungen auf diesem Weg?

Wir haben Berater und Mitglieder in einer Altersspanne von 60 Jahren. Unser ältester Berater ist über 80 Jahre alt, der jüngste knapp über 20 Jahre. Wir müssen aber jeden mitnehmen. Verschiedene Generationen sollen alle mit ähnlichen Systemen arbeiten. Das ist relativ schwierig und so ist es auch bei den Mitgliedern. Wir müssen also immer mehrgleisig fahren – einmal in Papierform und einmal in digitaler Form. Wir wollen niemanden überrollen mit neuen Kommunikationswegen oder neuen Programmen. Unsere Aufgabe ist es, den Weg der Digitalisierung zu gehen, aber auch Acht zu geben auf die Berater, Mitarbeiter und Mitglieder.

Also ein klares Bekenntnis zur Digitalisierung – aber nur im Sinne der Berater und Mitglieder.

Ja, genau! Das ist unsere Basis: die Menschen und die Zusammenarbeit. Und in der Hinsicht unterscheiden wir uns von den ganzen Steuer-Apps da draußen. Unsere Mitglieder kommen im Durchschnitt 10 bis 11 Jahre zu uns und wir kennen die Menschen. Man kennt die Familienverhältnisse, man kennt die Kinder, die Eltern und die Krankheiten. Häufig wissen wir mehr als ein Familienmitglied. Und so entstehen Bindungen zwischen uns und unseren Mitgliedern.

Eigentlich denkt man Steuern sind „nur“ Zahlen, aber es ist wirklich tiefgehend, welches Wissen und welche Nähe man mit den Mitgliedern teilt.

Der persönliche Kontakt und die Nähe sind sehr wichtig für uns. Die Leute erwarten mehr als nur das Erstellen der Steuererklärung. Sie wollen, dass man sich Zeit nimmt, zuhört und dadurch eben auch besondere steuerliche Sachverhalte ermittelt. Man muss da sein, man muss Zuhörer sein. Es ist schön, wenn man sieht, dass die Leute herkommen und ihr Herz ausschütten. Dieser Beruf macht definitiv Spaß.

Das ist doch ein herrliches Schlusswort – und macht deutlich, dass Ihr Beruf zugleich Ihre Berufung ist. Wir hoffen, dass Ihnen auch Ihre Tätigkeit im Steuerringvorstand so viel Freude bereiten und den Verein zugleich weiter voranbringen wird. Vielen Dank für das Gespräch.