Steuerring-Inside

Walter Dieckmann: unser „Urgestein“ im Steuerring

Walter Dieckmann ist Beratungsstellenleiter der ersten Stunde und hat viel mit dem Steuerring erlebt. Seine Vereins-Vita ist vielfältig: Beratungsstellenleiter, Bereichsleiter, Mitgliedervertreter, Aufsichtsrat – Walter Dieckmann war in vielen Funktionen für den Steuerring aktiv. Im Interview gewährt er uns einen kleinen Einblick in seine Steuerring-Geschichte.

50 Jahre Steuerring: Woran erinnern Sie sich am ehesten zurück?

Ich erinnere mich an eine sehr arbeitsintensive, aber auch sehr abwechslungsreiche Zeit. Ich habe in unserem Verein nahezu schon in allen Funktionen gearbeitet. Im November 1971 kam ich als erster Beratungsstellenleiter in Bayern zu unserem – damals noch – LHRD. Ab 1972 übernahm ich auch schon die Funktion des Bezirksdirektors. Damit war ich für die Anwerbung neuer Berater sowie deren organisatorische und steuerfachliche Schulung zuständig. Als dann die Weiterbildung 1984 an das Schulungswerk für Lohnsteuerhilfevereine abgegeben wurde, vertrat ich in dessen Vorstand im Auftrag des LHRD unsere Interessen.

Nach der Wende begannen wir in Sachsen und Thüringen mit der Schulung und dem Aufbau neuer Beratungsstellen und erweiterten die Bezirksdirektion auf ganz Bayern.

Außerdem war ich zehn Jahre lang im Aufsichtsrat tätig.

Wow, das ist eine tolle und vielfältige Karriere. Welche Funktionen haben Sie heute noch inne?

Sowohl ich als auch meine Frau sind Mitgliedervertreter. Ich seit 1976 und meine Frau seit 1988. Seither gehören wir der Mitgliedervertreterversammlung ohne Unterbrechung an.

Im Jahr 2004 habe ich meine Leitungsfunktionen abgegeben und konzentriere mich gemeinsam mit meiner Frau auf die Beratung unserer Mitglieder.

Wie sah der Berater-Alltag zu Ihren Anfängen aus und wie unterscheidet er sich zu heute?

Von der damaligen Papier-Steuererklärung wurde mit Blaupapier eine Durchschrift erstellt, die dann im Folgejahr als Vorlage diente. Davon machte man wieder eine Blaupause. So ging es immer weiter – und das alles am Esstisch im Wohnzimmer.

Aus dieser Zeit stammt meine Interpretation der „Bierdeckelsteuer“: Früher konnte man auf einem Zettel in Bierdeckelgröße eine Steuerrückerstattung berechnen. Aufgrund der umfangreichen Steueränderungen und dadurch erforderlicher Nebenrechnungen bräuchte man dafür mittlerweile den Platz einer ganzen Wand.

Heute macht es uns der PC viel leichter mit den ausgeklügelten Steuerprogrammen und der authentifizierten Datenübermittlung – und das jetzt im separaten Arbeitszimmer. 

Als Beratungsstellenleiter erfahren Sie viele persönliche und vielleicht auch skurrile Geschichten von Ihren Mitgliedern – welcher Fall ist Ihnen im Kopf geblieben?

Oh, da könnte ich Ihnen hunderte Geschichten erzählen.

Als einer meiner ersten Mitglieder kam ein Mann mit zwei Schuhkartons voller Belege, darunter Rechnungen für Essen, Unterwäsche, ein Fahrrad und vieler weiterer Gegenstände des täglichen Gebrauchs. Nach dem Aussortieren blieben etwa ein Dutzend Belege zur Erstellung eines Lohnsteuerjahresausgleichs übrig. Es ergab sich sogar eine Rückerstattung. Nachdem ich dem Mitglied dann seine Kartons mit den nicht verwendbaren Belegen zurückgab, beschwerte er sich aber trotzdem mit den Worten: „Sie sind genauso gegen mich, wie die Behörden.“   

Eine andere Geschichte, die zeigt, wie viel Privates uns eine Steuererklärung verrät: In grauer Vorzeit konnten noch Alimente-Aufwendungen für uneheliche Kinder bei der Steuer geltend gemacht werden. Da kam es oft vor, dass der Ehemann, der eben noch gemeinsam mit seiner Frau beim Beratungsgespräch war, nach einer Stunde wiederkam und Alimente-Zahlungen für seine unehelichen Kinder nachreichte. Natürlich immer mit dem dringenden Hinweis, dass die Ehefrau nichts davon erfahren darf.

Aller guten Dinge sind drei – eine Geschichte wollen wir noch hören!

Lustig war die Erzählung eines Mitglieds. Eine Kollegin hatte ihr über den Besuch bei ihrem Steuerberater berichtet und ihr empfohlen, ebenfalls zu diesem Berater zu gehen, da er der Beste sei. Daraufhin meinte sie, dass das nicht sein kann, da ihr Steuerberater auf jeden Fall besser sei. Nach einem längeren „Streitgespräch“ kam dann raus, dass sie beide zum gleichen Berater gehen – nämlich zu mir.

Das hört sich doch nach einem perfekten Schluss für unser Interview an. Haben Sie vielen Dank für das Gespräch.